Handys für die Havel – Wir sammeln mit!

Unterwegs im Havelland

Seit Anfang 2010 haben wir schon viele alte oder defekte Handys gesammelt, um den NABU Deutschland bei der Finanzierung der Renaturierung der Unteren Havel zu unterstützen.

In diesem Jahr nahmen mein Mann und ich bei einem Berlin-Besuch die Gelegenheit wahr, einige Tage im Havelland im Bundesland Brandenburg zu verbringen und uns vor Ort über die Renaturierung zu informieren.

Wir waren erstaunt: Kaum hatten wir nach einer schier endlosen Autofahrt quer durch Berlin die Stadtgrenze passiert, waren wir auch schon in einer ländlichen Idylle. Direkt vor den Toren der hektischen Hauptstadt erstreckte sich ein wahrhaftiges Naturparadies, eine Oase der Ruhe, wo wir uns von der ständigen Reizüberflutung Berlins entspannen konnten.

Unsere Fahrt führte uns durch eine Vielfalt von Alleen: Alleen, die aus Linden, Birn- oder Apfelbäumen, Robinien, Eichen und vielen anderen Baumarten bestanden. Die Randbereiche der Kornfelder waren rot oder blau getupft von den vielen Mohn- oder Kornblumen, die dort blühten – ein für uns ungewohnter Anblick. Eine einzelne Kornblume ist hier bei uns schon eine Rarität! Schatten spendende, hohe alte Lindenbäume säumten die Straßen in den Ortschaften - eine Wohltat bei der Sommerhitze Brandenburgs. Wir fühlten uns wie in die „gute alte Zeit“ zurückversetzt, besonders im liebevoll restaurierten Örtchen Ribbeck. Fast in jeder Ortschaft gab es mindestens ein Storchennest - für uns eine große Attraktion: Wir machten unterwegs an fast jedem Nest Halt, um Fotos zu schießen.

Auch unsere Unterkunft war eingebettet in eine pure Idylle: Direkt am Beetzsee gelegen, konnten wir von der Terrasse aus Fischadler und Rotmilane bei der Fischjagd beobachten. Der Kuckuck, bei uns nur noch sehr selten zu hören, ließ seinen charakteristischen Ruf über das Röhricht schallen. Hier gibt es sie noch: See- und Fischadler, Großtrappen, Fischotter, Rohrdommel, Wachtelkönig, Biber und viele andere seltene Tier- und Pflanzenarten.

Im liebevoll gestalteten Besucherzentrum des NABU in Milow informierten wir uns über das Renaturierungsprojekt „Untere Havel“. Zu DDR-Zeiten war der Fluss noch stark von der Binnenschifffahrt frequentiert, mit all den negativen Effekten, die auf fast allen Flüssen in Westdeutschland zu finden sind: Flussbegradigung, Tieferlegen der Fahrrinnen, Uferbefestigung, um nur einige zu nennen. Diese Eingriffe haben große Auswirkungen auf die Tierwelt: Fische und andere Wasserlebewesen finden in den ausgeräumten Gewässern keine Versteckmöglichkeiten und Laichplätze mehr. Selbst wenn die Gewässer relativ sauber sind, schrumpfen die Bestände und die Artenvielfalt. Die Altarme der Flüsse, Kinderstube für die Fischwelt und wichtig bei der Hochwasserregulierung, wurden vom Hauptfluss abgeschnitten. Nach der Wende verlor die Havel als Schifffahrtsstraße an Bedeutung und wurde seit den 1990er Jahren kaum noch von Binnenschiffern befahren - eine Chance für den Naturschutz! Um der Havel ihr ursprüngliches Gesicht wieder zurückzugeben, werden nun auf 90 km zwischen Elbemündung und Pritzerbe die bisher abgetrennten Altarme wieder an den Hauptfluss angeschlossen, Uferbefestigungen wieder zurückgebaut, Flutrinnen aktiviert und Fischwanderhilfen errichtet.

In der Optik-Stadt Rathenow konnten wir auf einem Floß ein Stück Altarm befahren und dabei eine Biberburg, seltene Libellenarten, Reiher und andere Tiere aus der Nähe beobachten. Wir kamen uns vor wie auf einem mitteleuropäischen Amazonas.
 
Leider reichte unser Aufenthalt in dieser spannenden Region nicht aus, um uns alle Naturschutzgebiete und Besucherzentren, die es dort gibt, anzuschauen. Hierhin würden wir gerne noch einmal zurückkommen! Übrigens auch ein Tipp für Ihren nächsten Urlaub.

Der Besuch im Havelland hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, die Natur in dieser Region zu schützen angesichts der Zersiedelung und Zerstörung solcher Naturräume in Westdeutschland. Helfen Sie mit und spenden Sie Ihre Althandys, um dieses einmalige Feuchtgebiet im Herzen von Europa zu erhalten! Eine Sammelbox für Althandys steht im Eingangsbereich der Verbandsgemeindeverwaltung Rengsdorf. Gern können Sie Ihre nicht mehr benötigten Handys aber auch bei mir zu Hause abgeben, eine Sammelbox steht neben unserer Haustür.

Silvia Puderbach
Schmiedestraße 1
56584 Anhausen

Fotos: Silvia u. Christoph Puderbach

 

 

Havel-Altarm in Rathenow

Störche im Havelland

NABU Infozentrum in Milow

Havel bei Milow